Zu Marlies' Geburtstag hat sich Martijn was Besonderes einfallen lassen: Abseiling and Canyoning in den Blue Mountains. Da wir schon um 9h da sein mussten, sind wir morgens um 7h aus Sydney losgefahren um uns nach Katoomba durchzuschlagen. Kaum angekommen, fing es an zu regnen. Wie wahrscheinlich bitte ist das hier in Australien im Januar?! Aber auch der Regen konnte uns die gute Laune nicht verderben und so sind wir mit Regenjacken bewaffnet aufgebrochen um zunächst an einer 5m hohen Felswand die Grundzüge des Abseiling zu erlernen bzw wieder aufzufrischen. Charlotte war die einzige, die noch nie vorher klettern oder abseilen war, hat sich aber eigentlich ganz gut angestellt.
Nach zwei Trainingsläufen an der 5m Wand ging es dann in die nächste Schlucht, wo wir uns jeweils zwei Mal an einer 15 und 30m Wand abseilen durften. Die Aussicht auf die Blue Mountains war fast schon unheimlich. Ist man doch gewohnt kilometerweit auf Sandstein und Eukalyptusbäume zu schauen, war an diesem Tag das gesamte Tal in Nebel gehüllt und man sah nicht wirklich viel... Für die Leute, die sich nicht sicher waren ob sie denn nun Höhenangst haben oder nicht, war die Wetterlage sicherlich eher von Vorteil. Da wir insgesamt 7 Personen in der Gruppe waren, hat das Abseilen den gesamten Vormittag in Anspruch genommen und so haben wir gleich im Anschluss schon unsere Mittagspause gemacht.
Frisch gestärkt ging es dann runter in einen Canyon, den wir entlanglaufen, -klettern, -schwimmen und -springen sollten um uns am Ende durch einen 30m hohen Wasserfall in ein Wasserloch abzuseilen. Das Abseilen am Vormittag war ja schon wirklich gut, aber mir persönlich hat das Canyoning noch besser gefallen - vielleicht weil es was Neues oder auch weil es sehr abwechslungsreich war?! Der Canyon selbst war sehr schmal - ich denke, dass er an der breitesten Stelle nicht breiter als 5m war und so sind wir in unserer kleinen Gruppe einer nach dem anderen wie eine Häftlingskarawane durch das eiskalte Wasser gewatet. Wir hatten zwar Joggingschuhe und Neoprenanzüge an, nicht zu vergessen unsere hässlichen und doch so notwendigen Sturzhelme, aber lecker kalt war es trotzdem. Was so harmlos mit durch knöcheltiefes Wasser Waten anfing wurde schnell sehr spannend. Wir mussten uns rittlings in dunkle Wasserlöcher werfen, Felswände herunterrutschen und natürlich unseren Tourguides vertrauen dass sie uns nicht auf irgendwelche Felsen springen lassen. An einigen Stellen wurde es schon ein bißchen haarig, musste man doch eine gewisse Distanz springen um sauber zu landen... Das Highlight kam natürlich zum Schluss: der Wasserfall! Hätte irgendjemand von uns Panik bekommen und sich geweigert sich abzuseilen, wüsste ich nicht wie man anders wieder aus dem Canyon rausgekommen wäre. Ich glaube, dann hätte ein Hubschrauber herhalten müssen... Die Tour Guides schienen ja Vertrauen in die Gruppe zu haben. War das Abseilen am Morgen noch recht einfach gewesen, so stellte der Wasserfall aus verschiedenen Gründen eine Herausforderung dar: zum einen ist der Felsen extrem rutschig und wenn man nicht wirklich auf einen breiten Stand achtet, rutscht man blitzschnell weg und donnert mit irgendeinem Körperteil gegen den Felsen, was schmerzhaft sein dürfte. Dazu kommt, dass sich eine nicht unerhebliche Menge Wasser den Weg nach unten bahnt während man versucht sich abzuseilen, etwas zu sehen, die Orientierung nicht zu verlieren und nicht zu ertrinken. Ich hing einmal horizontal im Wasserfall und brauchte einen Moment um mich wieder zu orientieren und zu erinnern dass es keine gute Idee ist das Seil loszulassen... dann hätte ich nämlich wohl erst kopfüber gehangen und dann den Abflug gen Wasserloch gemacht. Die letzten 5m durften wir dann springen, was auch richtig Spaß gemacht hat. Wie sich herausstellen sollte, haben sich die beiden, die sich gegen den Sprung entschieden haben, leicht verletzt - eine am Knie, die andere am Handgelenk... Der Sprung war also in doppelter Hinsicht eine gute Entscheidung!
Alles in allem war dieser Tag sicher kein Kinderspiel, aber auf jeden Fall ein unglaublicher Thrill, der es wert war die elende ewige Wanderung zurück und bergauf auf sich zu nehmen, die mir noch 5 Tage später in den Beinen stecken sollte. Ach ja, ein Knöllchen habe ich auch bekommen, weil ich es gewagt habe, vorwärts in eine Parklücke einzuparken, an der angeblich ein Schild stand man müsste rückwärts einparken. Böse, böse... erkennbare Gründe für diese Anordnung gibt es nicht und das Schild habe ich ebenfalls nicht entdeckt. Trotzdem durfte ich 84$ zahlen, wie ich 6 Wochen später herausfinden sollte...