Sonntag, 30. November 2008

Noosa

Zum Abschluss haben wir noch einen Abstecher nach Noosa an der Sunshine Coast gemacht. Jan wollte sich gerne mit einem ehemaligen Studienkollegen treffen, der vor 10 Jahren von Südafrika nach Australien ausgewandert ist und nun mit seiner Familie in Gympie wohnt, und wenn es um einen Flug nach Brisbane geht, muss man mich ja bekanntermaßen nicht 2x bitten... So haben wir dann noch 2 Nächste in Noosa verbracht, da dieser nette Küstenort ca. 100 km nördlich von Brisbane auch für Jans Freunde eine willkommene Abwechslung darstellt. Mit dem Wetter hatten wir leider weniger Glück, da es recht bewölkt und windig war, so dass man nicht klassisch den ganzen Tag am Strand hätte verbringen können, aber immerhin ist das Wasser dort kalt genug und die Stinger gibt es nicht. Somit muss man sich auch nicht als unförmiger Schlumpf verkleidet in die Fluten stürzen... eine willkommene Abwechslung!
Heute ging es dann zurück nach Sydney, aber nicht ohne vor unserem Abflug aus Brisbane noch einen Abstecher zur Uni zu machen. Irgendwie zieht mich dieser Ort immer wieder magisch an, wenn ich dort bin und ich kann einfach nicht umhin, mir die altehrwürdigen Sandsteingebäude und Arkaden wieder und wieder anzuschauen. Mittlerweile ist es ja schon 8 Jahre her, dass ich dort ein Semester verbracht habe und es hat sich vieles verändert, aber es ist doch immer wieder schön zurückzukehren...anders als unsere Uni Duisburg. Woran das wohl liegen mag?!?
In Sydney angekommen, begrüßte mich gleich ein sintflutartiger Regen, der augenblicklich eine Post-Urlaubs-Depression ausgelöst hat. Mal gut, dass ich am Montag noch nicht arbeiten muss, sondern noch eine Woche Schonfrist habe. Mein Visum für die neue Firma ist übrigens schon genehmigt, so dass ich ohne Probleme wie geplant am 8. Dezember meinen neuen Job antreten kann.

Mittwoch, 26. November 2008

Segeln mit der Malaita

Zur Abwechslung hatten wir uns ueberlegt, mit der Malaita, einem wunderschoenen hoelzernen Segelboot, das etwa 20 Passagiere fasst, nach Low Isles zu segeln. Dort kann man schoen schnorcheln und Schildkroeten beobachten, von denen wir bisher wenig gesehen hatten, da am Reef draussen doch mehr Fische und Korallen zu bestaunen waren. Schildkroeten habe ich keine gesichtet und auch nicht gehoert, dass einer der anderen Taucher eine entdeckt haette. So sollte es also die Malaita sein. Skipper Ed hat die Malaita zusammen mit einer Crew auf den Soloman Islands selbst gebaut und dann nach Port Douglas gesegelt... Mir kommt es vor, als kenne wir mittlerweile das ganze Dorf, bzw. alle, die einen Job auf dem Wasser haben - mit Ausnahme der Quicksilver/McDonald's Crew...
Dieser Tag war ebenfalls unvergesslich, wenn auch ganz anders und auf seine besondere Weise entspannend. Das Schnorcheln war nicht besonders beeindruckend, weil das Reef hier direkt vor der Kueste doch ein wenig mitgenommen ist und nicht in den vielen bunten Farben erstrahlt wie weiter draussen, wo uns die Aristocat immer hinfuehrt. Ich war schon recht gelangweilt und hatte die Nase voll als sich die ersten Schildkroeten zeigten und auf einmal wollte ich gar nicht mehr aus dem Wasser. Ich haette den ganzen Tag dort rumpaddeln und diese faszinierenden Kreaturen bei ihrem Flug entlang der Reefkante beobachten koennen... Als es der Crew dann gelungen war, mich aus dem Wasser zu kommandieren (habe erst ganz schlecht gehoert, musste wohl Wasser in meinem Ohr gewesen sein), habe ich noch laenger sehnsuchtsvoll aufs Wasser geschaut und gehofft, zumindest noch mal einen Schatten erahnen zu koennen, aber es sollte nicht sein. Viel zu kurz war ich Gast in dieser Unterwasserwelt!
Auf dem Heimweg kam ordentlich Wind auf, so dass wir die Segel setzen und uns mit ordentlich Geschwindigkeit und Wellengang auf den Weg nach Port Douglas machen konnten. Dieser Teil des Tages hat mir sogar noch besser gefallen als die Schnorchelei mit Schildkroeten - zumindest bis sich der bekloppte asiatische Tourist vollgekotzt hat und wir den Motor anschmeissen mussten um schnellstmoeglich zurueck in den Hafen zu kommen... Am naechsten Tag sollte es mal wieder zum Tauchen gehen - so war ich also gnaedig gestimmt und wusste, ich wuerde bald wieder einmal Gast in dieser faszinierenden Unterwasserwelt sein! Ein Traum!!!

Aristocat

Tauchverrueckt wie ich hier im Norden Queenslands auf einmal und voellig unangekuendigt zu sein scheine, musste ich logischerweise ein gutes Tauchboot finden. Jan, dem jegliche Form von Wasseraktivitaet wie gerufen kommt, hat sich zum Glueck gefreut dass er so die Chance hat, endlich mal nen Introtauchgang zu machen und so sind wir ab zur Marina um uns die Boote anzuschauen und das auszuwaehlen, was uns am besten gefaellt. Man soll es kaum glauben, aber selbst in diesem beschaulichen kleinen Doerfchen Port Douglas gibt es Massentourismus - in Form der Quicksilver-Flotte. Die Boote (ja, Boote! - derer 3 oder 4) fassen je 450 Passagiere. Ich habe keine Ahnung woher die die ganzen Leute nehmen, die sich auf so ein Riesenboot quetschen, aber gut... Offenbar funktioniert deren Marketing vor allem in England ausgesprochen gut, so dass fast jeder englische Touri mit nem Ticket fuer die Quicksilver in der Hand in Australien aus dem Flieger steigt. Bemerkenswert und durchaus clever, aber ueberhaupt nichts fuer mich. Ich bin ja kein Freund von Menschenmassen und wenn die dann auch noch ungeschickt im Wasser mit Haenden und Fuessen durch die Gegend wedeln, saemtliche Fische vertreiben und mit Pech auch noch das Reef zerstoeren, weil sie meinen sie wuerden ertrinken und es sei ne tolle Idee sich auf ne Koralle zu stellen, kriege ich milde ausgedrueckt Brechreiz! Die Quicksilver, von den Einheimischen weniger liebevoll McDonals's genannt, sollte es also nicht werden... Das hat mich nicht viel weiter gebracht, aber es soll ja schon mal ganz gut sein, wenn man zumindest weiss was man nicht will. Was ich wollte wusste ich dann noch immer nicht bis mir die Aristocat ins Auge fiel. Die gefiel, hatte eine angenehme Groesse und dann auch einen guten Ruf als wir im Office Beratung gesucht haben. So haben wir gleich fuer den naechsten Tag gebucht und waren total begeistert von einer sehr freundlichen Crew, einem tollen Boot, atemberaubenden Reefs schoen weit draussen, wo so gut wie keine anderen Boote vor Anker lagen, tollen Tauchlehrern und legendaeren Tauchgaengen. Kein Wunder dass wir uns waherend unseres Aufenthalts in Port Douglas insgesamt 5 Mal an Bord der Aristocat wiederfinden sollten...

Dienstag, 25. November 2008

Lady Douglas

Bei Lady Douglas handelt es sich nicht etwa um eine Dame, die hier in Port Douglas wohnt und aus irgendwelchen Gruenden besonders beruehmt ist, sondern um ein nettes kleines Raddampferboot (mit Motor fuer alle Faelle), mit dem wir eine schoene Sonnenuntergangstour im Inlet bedreht haben. Auf dem Weg kann man sich die Mangroven genauer anschauen, der Skipper ist gleichzeitig Tourguide und hat ein unfassbares Wissen ueber saemtliche Flora und Fauna in der Gegend und mit etwas Glueck bekommt man auch das ein oder andere Krokodil zu Gesicht. Zuerst sah es so aus, als haetten die Biester beschlossen sich vor uns zu verstecken, aber wen kuemmert das schon?!? Ich hatte mein Glas Sekt und ohnehin ja schon die Everglades gesehen. Gerade war ich in der "auch egal"-Stimmung, da tauchte eins auf... :-) Es war zwar nur ein kleines, aber immerhin...

Dienstag, 18. November 2008

Allein in Port Douglas

Jan musste leider am Wochenende arbeiten und anstatt in Sydney zu bleiben, habe ich mich entschlossen, schon mal vorzufliegen und das Wochenende allein in Port Douglas zu verbringen. Warum auch nicht?!? Am Flughafen in Cairns angekommen, hat mich gleich der Shuttleservice zum Mantra Treetops Resort und Spa in Port Douglas abgeholt. Neben mir war nur ein kanadisches Rentnerpaerchen an Bord, so dass ich den "Ehrenplatz" gleich neben unserem Busfahrer John angeboten wurde. John ist irgendwas zwischen 70 und 80 und mittlerweile schon das vierte Mal in Rente gegangen, dann aber so gelangweilt, dass er doch wieder anfaengt zu arbeiten. Mittlerweile arbeitet er 3x die Woche eben als Shuttlebusfahrer... was ich sonst noch alles ueber ihn weiss, erspare ich dem geneigten Leser, aber das ist mal wieder typisch fuer mich. Als ich dann noch gefragt habe, wo man denn abends am besten in Port Douglas essen koennte, hat John ueberaus freundlich gleich seinen Tipp abgefeuert: der Combined Club, in dem er natuerlich Mitglied ist und da hat er gleich mal grosszuegig angeboten, mich und auch das kanadische Paerchen im Hotel abzuholen. Das fand ich ja wirklich suess, liebenswerter, vielleicht etwas einsamer alter Herr fuehrt Touristen zum Abendessen aus... Der Combined Club ist echt ein Geheimtip. Gleich am Inlet gelegen, hat man von der Terrasse aus einen traumhaften Blick auf den Meeresarm, der auf die See hinausfuehrt und im Hintergrund nur Regenwald... in dieser Atmosphaere dann auch noch ein ungeschlagen gutes und guenstiges Stueck Fisch mit Salat essen zu duerfen und das gleich am ersten Abend, ist schon mehr als man erwarten kann! Wir hatten riesig viel Spass, John musste dann frueh nach Hause, weil er am naechsten Morgen um 4h Schicht hatte und die Kanadier und ich sind dann noch zu Fuss durch die Stadt, haben uns noch einen Absacker gegoennt und sind dann heim gelaufen.
Sonntags findet in Port Douglas der Markt statt. Hier gibt es so ziemlich alles: Hippie-Klamotten, Raeucherstaebchen, Mobiles, Essen, Getraenke, asiatische Massagestaende, tolles Holzkinderspielzeug und wunderschoene Kerzen (die angeblich nicht in der Sonne schmelzen...). Da habe ich mir gleich mal eine ergattert. Sie ist eher ein Windlicht, besteht aber aus Wachs, ist dreieckig und hat von innen ein grosses Teelicht, das die vielen kleinen Muscheln, Seesterne und kunstvoll eingearbeiteten Steinchen traumhaft schoen beleuchtet... Gut dass die Dame in die ganze Welt verschickt, so wird der ein oder andere Deutsche doch vielleicht noch von mir mit einer unwiderstehlich schoenen Kerze bedacht.

Ihr merkt schon dass mir der natuerliche Zynismus derzeit irgendwie fehlt. Das liegt daran, dass ich vor lauter Tauchen an gar nichts anderes mehr denken kann. Dort unten am Meeresgrund fuehlt man sich so friedlich, zufrieden und vollkommen als Gast in dieser bunten, faszinierenden Unterwasserwelt... Jan ist uebrigens mittlerweile angekommen, wir haben die ersten Krokodile im Inlet (jenem Flussarm, an dem wir bereits zu Abend gegessen hatten) entdeckt und waren dann auch schon am Reef draussen. Dazu bei Gelegenheit mehr...

Freitag, 14. November 2008

Gekündigt!

Montag habe ich dann wie geplant meine Kündigung eingereicht. Mit Anthony war ja alles schon am Freitag besprochen, ich habe dann nur noch die wichtigsten Aufgaben erledigt, damit ich für den Rest des Teams kein absolutes Chaos hinterlasse, und dann habe ich mal schön meine Kündigung aufgesetzt. Mal wieder sind ein paar Tränchen geflossen, aber die Entscheidung stand ja nun mal fest - schließlich war der Vertrag bei der Konkurrenz ja bereits unterzeichnet und ich stehe zu meinem Wort. Anthonys Boss, unser Business Manager, war leider im Urlaub. Das wusste ich zwar vorher, aber ich hätte doch die ein oder andere Bemerkung noch loswerden wollen. So bleibt ihm das erspart, manchmal muss man auch Glück haben im Leben... Als meine Kündigung dann unterschrieben und eingereicht war, tauchte der Category Manager auf, der Wind davon bekommen hatte, dass ich mich verdrücken wollte. So wurde ich also in ein Meeting gerufen, in dem er meine Kündigungsgründe wissen wollte. Da ich ja mit Feedback nicht geizig bin, habe ich ihm mal den Rundumeinblick verschafft und das ganze aber an der großen Unsicherheit, die derzeit hier herrscht und meinem Wettbewerbsnachteil auf dem Arbeitsmarkt bedingt durch mein zeitlich befristetes Visum und die damit verbundene Abhängigkeit von einem Sponsor aufgehängt. Weil ich nen dreisten Moment hatte, habe ich ihm angeboten, mir diese Unsicherheit zu nehmen, indem er mir ein permanentes Sponsorship-Visum bei Ingram anböte. Das war dann der Moment, in dem die Personaltante aufmarschierte. Die blöde Alte hatte schon Christian, meinem deutschen Kollegen, der vor wenigen Wochen gekündigt hat, das Leben schwer gemacht und sie ist einfach kein Sympathieträger, was sie gleich mit ihrem Auftritt wieder unterstrichen hat. Sie meinte, sie könnte sich gerne erkundigen ob das in meinem Fall möglich wäre, sie könne sich aber nicht vorstellen, dass ich die Bedingungen für dieses permanente Visum erfülle. Da ich aber meine Hausaufgaben mache bevor ich mich mit solchen Luftpumpen unterhalte, wusste ich sehr wohl, dass ich qualifiziert bin. Das habe ich ihr dann auch gesagt und sie gebeten, sich mit ihrem Immigrationsagenten zu unterhalten, der hätte wenigstens Ahnung... Am nächsten Tag kam das versprochene Feedback natürlich nicht - aber warum sollte Ingram auch meine Erwartungen enttäuschen? Es wäre ja schon nahezu ein Schock gewesen, wenn die einmal ihr Wort gehalten hätten... So also habe ich mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht Anthony gebeten Matt zu signalisieren, dass seiner Anordnung leider mal wieder nicht Folge geleistet wurde und ich wenig Bock hätte die Kündigung weiter herauszuzögern. Meine Geduld sei am Ende und wenn sei mich halten wollten, müssten sie mal den Hintern zeitnah bewegen... Der wurde dann wohl leicht blass und hektisch, hat die Persozicke angerufen, die dann Feedback für den nächsten Tag versprach - gähn! Feedback kam dann nachdem ich noch mal nachgehakt habe, was ja an sich schon ein Unding ist... Wunder, oh Wunder, ich sei qualifiziert und Ingram würde mich da auch sponsern obwohl dieses Visum eigentlich für Topmanager und Leute, die schon länger in der Firma sind, reserviert sei. Daher müsste ich die Gebühren von 8000$ auch selbst tragen und zusätzlich einen Vertrag unterschreiben, dass ich die nächsten 3 Jahre bei Ingram arbeiten würde... Etwas einseitig, das habe ich ihr auch gleich mal unverblümt mitgeteilt. Mich behalten wollen, die Gebühren zahlen lassen und meinen Arsch für die nächsten 3 Jahre auf Ingram festnageln?!? Hört sich nicht fair an... Mein Kompromissvorschlag war dann Ingram würde zahlen, ich unterschreibe den Vertrag (der ist hier eh nicht haltbar) und zahle anteilig Geld zurück für den Fall dass ich die Firma eher verlassen würde. Nö, wollten sie nicht und dann wollte ich auch nicht mehr... Eigentlich hatte ich den Papp am Dienstag schon auf, als die Alte ihr Wort nicht gehalten hat. Das war mal wieder so typisch!!! Wie dämlich kann man sein? Jetzt habe ich ihnen natürlich gesagt, das ich zur Konkurrenz gehe, was zur Folge hat, dass sie mich freistellen mussten. Somit zahlen die Hornochsen mir 4 Wochen Urlaub, was schon mehr als die Hälfte des Visums gewesen wäre... Jemand Neues zu finden, einzuarbeiten und der damit verbundene Zeitaufwand wird nicht berechnet und dürfte deutlich höher sein als die Investition, die sie hätten tätigen können. Da aber die 8000$ wieder bei irgendeiner Kostenstelle auflaufen und jemand dafür unterzeichnen müsste, der Rest dagegen aber nicht auffällt, entscheidet man sich dann eben so.
Soll mir Recht sein, ich wollte eh wieder in einer kleineren Firma arbeiten. Die ganzen Prozesse, Formulare und Unterschriftensammlerei ist ja was für einen, der Vater und Mutter erschlagen hat. Die Zeit könnte man besser in die Vermarktung der Produkte stecken - der ganze Kram ist etwa so notwendig wie ein Kropf!
Somit genieße ich heute meinen freien Tag, erledige die restlichen Besorgungen, wasche, bügele, packe und schaffe es hoffentlich noch, ein bißchen an den Strand zu fahren...
In den nächsten 2 Wochen (ja, 2 Wochen, da ich ja nun unverhofft freigestellt bin!!) werde ich mich in Cairns und Umgebung herumtreiben, d.h. es gibt sicher bald wieder Neues zu lesen und ganz ganz viele Fotos vom Regenwald, Reef und Strand...

Samstag, 8. November 2008

Bingo

Gestern war dann der große Tag, an dem sich unser neuer Geschäftsführer der Belegschaft von Ingram Australien präsentiert hat. An sich macht er einen ganz guten Eindruck, scheint nicht unnahbar und durch seinen Akzent, der eine witzige Mischung aus neuseeländischem und australischem ist, muss ich gestehen, dass er durchaus sympathisch wirkt. Sein amerikanischer Boss allerdings ging mal wieder gar nicht! Uns wurde ja im übrigen auch der Mund verboten. Etwaige Fragen mussten wir im Vorfeld schriftlich bei der Personalabteilung einreichen - offizielle Begründung war natürlich, dass es sonst zu viele Fragen gäbe und die Zeit dafür nicht ausreichen würde... mal wieder Quatsch mit Soße, aber wen wundert das noch?!?Unser Casual Friday wurde auch plötzlich abgesagt und es gab Jeansverbot...wie ich diese Falschheit und Heuchelei doch hasse!!! Wo ist das Problem, zum Casual Friday zu stehen? Da kann ich ja gar nicht drauf und habe mich schon gleich wie ein verratener und verkaufter Pfingstochse gefühlt. Verdammte rückgratlose Kreaturen!
Überraschenderweise ging eine durchaus interessante Frage durch die Zensur und das war die, die auf Entlassungen und eine Adaption des neuseeländischen Modells auf Australien anspielte. Die typische politische Antwort ließ natürlich nicht lange auf sich warten, bis sich dann der plötzliche Durchbruch eines Anflugs von Ehrlichkeit seinen Weg nach außen bahnte... Entlassungen seien zunächst nicht geplant, da wir ja durch die etwa 20% Fluktuationsrate gepaart mit einem Einstellungsstop schon automatisch Leute loswürden und damit Kosten sparen. Natürlich hinge der Rest vom Umsatz in diesem Quartal ab, es könnte nicht versprochen werden, dass keine weiteren Einsparungen gemacht werden müssten sofern der Umsatz nicht entsprechend steigt... Der normaldenkende Mensch fragt sich, wie man auf eine solche Fluktuationsrate stolz sein kann. Mich würde das mal zum Nachdenken anregen und ich würde einen Weg finden wollen, die Leute länger zu halten, aber das hält man hier nicht für nötig.
Ich glaube zwar nicht, dass ausgerechnet ich geschmissen würde, weil ich mich um den zweit- und drittgrößten Hersteller in unserem Team kümmere, aber da der Business Manager und ich nicht die besten Freunde sind und mein Verbleib in diesem Lande von meiner Arbeit abhängt, habe ich mich entschlossen, das Angebot der Konkurrenz anzunehmen. Unsicherheit bei Ingram gepaart mit wenig Unterstützung aus dem Management (mein direkter Chef, der absolut super ist, steht sicherlich auch auf der Abschussliste) hat letztlich den Ausschlag gegeben. Ich möchte auf der sicheren Seite sein und selbst entscheiden was weiterhin passiert und nicht eines Morgens zur Arbeit kommen um wieder gehen dürfen und mich dann 4 Wochen später im Flugzeug nach Deutschland wiederzufinden. Ich will gehen wenn ich entscheide, dass die Zeit gekommen ist! Da lasse ich mir von diesen Luftpumpen keinen Strich durch die Rechnung machen!
Gesagt getan, Vertrag der Konkurrenz unterzeichnet, abgeschickt und Montag wird gekündigt! Es wird mir ein Fest! Schade nur, dass mein Business Manager im Urlaub ist und ich ihm leider nicht all das persönlich mitteilen kann, was ich von ihm und seinem Führungsstil halte. Somit muss ich bei Anthony, meinem verständnisvollen und überhaupt super Chef, kündigen. Er weiß schon Bescheid, wir haben in den letzten Wochen mehrfach die Situation und mein Angebot besprochen. Sobald die Personalabteilung eingeschaltet wird, dürfte meine Kündigung mal richtig interessant werden, da ich doch Geleit zum Aufzug bekommen dürfte, weil ich bei der Konkurrenz arbeiten werde...
Ich will sehr hoffen, dass die Geschichte für Anthony und den Rest meines Teams gut ausgeht. Immerhin bedeutet meine Kündigung, dass mein Portfolio aufgeteilt wird und es damit schwieriger wird, meine Leutchen zu entlassen... So hat es doch für alle etwas Gutes!
Die neue Firma wird dann mein Sponsorship-Visum übernehmen, alles in allem wird das etwa 3-4 Wochen in Anspruch nehmen, aber Ingram schuldet mir ohnehin 5 Wochen Gehalt und somit werde ich noch vor Weihnachten bei Simms anfangen. Dort arbeite ich auch als Produktmanager und kümmere mich um Kingston, einen meiner bisherigen Hersteller. Welch ein Luxus, nur einen Hersteller zu haben und sich endlich mal auf die Vermarktung der Produkte konzentrieren zu können! Kein Papierkrieg mehr, weniger Bürokratie und der erste Eindruck meiner zukünftigen Kollegen ist auch sehr, sehr positiv. Ingram zu verlassen ist nicht schwierig, meine 3, 4 Leutchen, die mittlerweile zu Freunden geworden sind, zurückzulassen, ist dagegen schon nicht leicht und ich muss gestehen, dass ich da gestern auch das ein oder andere Tränchen drüber verdrückt habe... Positiv ist, ich freue mich auf etwa 4 Wochen bezahlten Urlaub und neue Herausforderungen!

Dienstag, 4. November 2008

Neuigkeiten an der Arbeitsfront

Als wäre meine Entscheidung nicht ohnehin schon schwierig genug, kommen nun noch Umstände hinzu, die das ganze Spiel noch interessanter gestalten als es ohnehin schon ist. Unser Geschäftsführer verlässt ja zum Jahresende die Firma und sein Nachfolger ist ein Ami, der in Neuseeland die gesamte Firma umgekrempelt hat, d.h. sich vor allem durch Massenentlassungen einen Namen gemacht hat. Sicher gibt es meiner Ansicht nach so einige Kandidaten, die ich auch schnell verschwinden lassen würde, die Frage ist nur, rafft er das?!? Auf jeden Fall kam gestern ganz plötzlich die Ankündigung, dass der Neue mit seinem amerikanischen Boss spontan mal nächste Woche auf der Matte stehen! So viel Quatsch mit Soße habe ich ja noch nie gehört...spontan, dass ich nicht lache! Solche Leute sind nicht mal eben von einer Woche auf die nächste Verfügbar. Unseren Category Manager kriegt man mit Glück mal irgendwann in 6 Wochen zu Gesicht, wenn man sich jetzt für einen Termin einbucht und der ist bei weitem unwichtiger als diese zwei Gestalten. Ich wittere Ungemach!

Melbourne Cup Day

Endlich war er da, Melbourne Cup Day. Diesem Tag fiebern alle Australier, groß und klein, in etwa so sehr entgegen wie Weihnachten. Melbourne Cup ist das jährlich stattfindende Pferderennen, bei dem schon mancher Australier Haus, Hof und Weib verspielt hat... Ich habe den Melbourne Cup bisher schon 2x während meiner Australienaufenthalte erlebt und muss sagen, dass der diesjährige der bislang langweiligste war. Victoria hat natürlich die Gelegenheit genutzt und gleich mal nen Feiertag draus gemacht und da sich der gemeine Australier ohnehin durch ausgeprägte Faulheit auszeichnet, geben die meisten Firmen nach und unterstützen diese Angewohnheit am Melbourne Cup wenig bis gar nicht zu arbeiten, auch noch mit Drinks und Knabbereien. Bisher habe ich selten einen Australier gesehen, der nach 12 Uhr mittags noch nüchtern war. Vor 2 Jahren in Brisbane beispielsweise kamen sie scharenweise in Anzug und Kostümchen in die Kneipen geströmt und haben sich mal schnell innerhalb von 3 Stunden so abgeschossen, dass sie das etwa 3-minütige Rennen gar nicht mehr erlebt haben. Ihr seht, es geht hier mehr um die Vorbereitung auf das Rennen und die anschließende Siegesfeier bzw. das Frustbesäufnis wenn man alles verloren hat... Das Rennen selbst tritt völlig in den Hintergrund, ist aber eine sehr willkommene Ausrede, sich mal mit seinen Kollegen so richtig einen zu geben!
Nicht so bei uns... Unsere Firma hat zwar überraschenderweise auch Alkohol ausgeschenkt (zwischen 15 Uhr und 15:15) und ein paar Chipsschalen ausgegeben, weil es sich eben so gehört in diesem Land, aber man wurde dann im Grunde auch gleich wieder an seinen Schreibtisch zurückgescheucht... sehr enttäuschend! Nicht dass mir heute nach Saufen zumute gewesen wäre, aber dafür, dass Melbourne Cup ein Ereignis ist, das die ganze Nation für diese 3 Minuten Rennen zum Stillstand bringt, war Ingram's Performance wenig beeindruckend...