Montag habe ich dann wie geplant meine Kündigung eingereicht. Mit Anthony war ja alles schon am Freitag besprochen, ich habe dann nur noch die wichtigsten Aufgaben erledigt, damit ich für den Rest des Teams kein absolutes Chaos hinterlasse, und dann habe ich mal schön meine Kündigung aufgesetzt. Mal wieder sind ein paar Tränchen geflossen, aber die Entscheidung stand ja nun mal fest - schließlich war der Vertrag bei der Konkurrenz ja bereits unterzeichnet und ich stehe zu meinem Wort. Anthonys Boss, unser Business Manager, war leider im Urlaub. Das wusste ich zwar vorher, aber ich hätte doch die ein oder andere Bemerkung noch loswerden wollen. So bleibt ihm das erspart, manchmal muss man auch Glück haben im Leben... Als meine Kündigung dann unterschrieben und eingereicht war, tauchte der Category Manager auf, der Wind davon bekommen hatte, dass ich mich verdrücken wollte. So wurde ich also in ein Meeting gerufen, in dem er meine Kündigungsgründe wissen wollte. Da ich ja mit Feedback nicht geizig bin, habe ich ihm mal den Rundumeinblick verschafft und das ganze aber an der großen Unsicherheit, die derzeit hier herrscht und meinem Wettbewerbsnachteil auf dem Arbeitsmarkt bedingt durch mein zeitlich befristetes Visum und die damit verbundene Abhängigkeit von einem Sponsor aufgehängt. Weil ich nen dreisten Moment hatte, habe ich ihm angeboten, mir diese Unsicherheit zu nehmen, indem er mir ein permanentes Sponsorship-Visum bei Ingram anböte. Das war dann der Moment, in dem die Personaltante aufmarschierte. Die blöde Alte hatte schon Christian, meinem deutschen Kollegen, der vor wenigen Wochen gekündigt hat, das Leben schwer gemacht und sie ist einfach kein Sympathieträger, was sie gleich mit ihrem Auftritt wieder unterstrichen hat. Sie meinte, sie könnte sich gerne erkundigen ob das in meinem Fall möglich wäre, sie könne sich aber nicht vorstellen, dass ich die Bedingungen für dieses permanente Visum erfülle. Da ich aber meine Hausaufgaben mache bevor ich mich mit solchen Luftpumpen unterhalte, wusste ich sehr wohl, dass ich qualifiziert bin. Das habe ich ihr dann auch gesagt und sie gebeten, sich mit ihrem Immigrationsagenten zu unterhalten, der hätte wenigstens Ahnung... Am nächsten Tag kam das versprochene Feedback natürlich nicht - aber warum sollte Ingram auch meine Erwartungen enttäuschen? Es wäre ja schon nahezu ein Schock gewesen, wenn die einmal ihr Wort gehalten hätten... So also habe ich mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht Anthony gebeten Matt zu signalisieren, dass seiner Anordnung leider mal wieder nicht Folge geleistet wurde und ich wenig Bock hätte die Kündigung weiter herauszuzögern. Meine Geduld sei am Ende und wenn sei mich halten wollten, müssten sie mal den Hintern zeitnah bewegen... Der wurde dann wohl leicht blass und hektisch, hat die Persozicke angerufen, die dann Feedback für den nächsten Tag versprach - gähn! Feedback kam dann nachdem ich noch mal nachgehakt habe, was ja an sich schon ein Unding ist... Wunder, oh Wunder, ich sei qualifiziert und Ingram würde mich da auch sponsern obwohl dieses Visum eigentlich für Topmanager und Leute, die schon länger in der Firma sind, reserviert sei. Daher müsste ich die Gebühren von 8000$ auch selbst tragen und zusätzlich einen Vertrag unterschreiben, dass ich die nächsten 3 Jahre bei Ingram arbeiten würde... Etwas einseitig, das habe ich ihr auch gleich mal unverblümt mitgeteilt. Mich behalten wollen, die Gebühren zahlen lassen und meinen Arsch für die nächsten 3 Jahre auf Ingram festnageln?!? Hört sich nicht fair an... Mein Kompromissvorschlag war dann Ingram würde zahlen, ich unterschreibe den Vertrag (der ist hier eh nicht haltbar) und zahle anteilig Geld zurück für den Fall dass ich die Firma eher verlassen würde. Nö, wollten sie nicht und dann wollte ich auch nicht mehr... Eigentlich hatte ich den Papp am Dienstag schon auf, als die Alte ihr Wort nicht gehalten hat. Das war mal wieder so typisch!!! Wie dämlich kann man sein? Jetzt habe ich ihnen natürlich gesagt, das ich zur Konkurrenz gehe, was zur Folge hat, dass sie mich freistellen mussten. Somit zahlen die Hornochsen mir 4 Wochen Urlaub, was schon mehr als die Hälfte des Visums gewesen wäre... Jemand Neues zu finden, einzuarbeiten und der damit verbundene Zeitaufwand wird nicht berechnet und dürfte deutlich höher sein als die Investition, die sie hätten tätigen können. Da aber die 8000$ wieder bei irgendeiner Kostenstelle auflaufen und jemand dafür unterzeichnen müsste, der Rest dagegen aber nicht auffällt, entscheidet man sich dann eben so.
Soll mir Recht sein, ich wollte eh wieder in einer kleineren Firma arbeiten. Die ganzen Prozesse, Formulare und Unterschriftensammlerei ist ja was für einen, der Vater und Mutter erschlagen hat. Die Zeit könnte man besser in die Vermarktung der Produkte stecken - der ganze Kram ist etwa so notwendig wie ein Kropf!
Somit genieße ich heute meinen freien Tag, erledige die restlichen Besorgungen, wasche, bügele, packe und schaffe es hoffentlich noch, ein bißchen an den Strand zu fahren...
In den nächsten 2 Wochen (ja, 2 Wochen, da ich ja nun unverhofft freigestellt bin!!) werde ich mich in Cairns und Umgebung herumtreiben, d.h. es gibt sicher bald wieder Neues zu lesen und ganz ganz viele Fotos vom Regenwald, Reef und Strand...