Wow, ich habe schon verdammt lange nichts mehr geschrieben. Dabei ist doch so viel passiert!
Unser Wochenende im Hunter Valley zum Beispiel... Das Hunter Valley ist neben Barossa Valley wohl das bedeutendste Weinanbaugebiet Australiens und liegt etwa 120km nörlich von Sydney. Die Gegend ist vor allem für den Semillon bekannt, aber ein Besuch der ein oder anderen Weinkellerei (von weit über 100!) lohnt sich auch wegen des Shiraz. Außerdem gibt es dort Oliven und Käse... perfekt also für ein Wochenende mit einer Gruppe von 9 Leuten im Spätherbst! Ich habe uns eine Unterkunft auf einem familienbetriebenen Weingut besorgt, Marsh Estate. Wir hatten ein wunderschönes Haus ganz für uns allein
, umgeben von Weinbergen und mit einem großen Wohnzimmer für gemütliches Beisammensitzen. Außer uns war weit und breit kein Mensch zu sehen. Die Familie, die die Weinproduktion dort betreibt, wohnt nicht auf dem Gut, weil sie Arbeit und Familienleben trennen möchte. Wie ich dort lernen durfte, ist Marsh Estate etwas Besonderes im Hunter Valley, denn es ist das einzige Weingut dort, das ausschließlich von natürlichem Niederschlag lebt. Das ist in Australien s
chon mal eine große Sache... Darüber hinaus füllt Familie Marsh auch selbst den produzierten Wein in Flaschen ab, produziert die Etiketten und verkauft ausschließlich auf dem Gut bzw versendet auf Wunsch an Kunden. Marsh Wein gibt es in keinem Bottle-Shop und bei keinem Weinspezialisten hier in der Stadt zu kaufen - schade, denn der Wein ist ausgesprochen lecker und wir haben unseren schon ausgetrunken und es wäre leichter sich die ein oder andere neue Flasche hier zu kaufen als sich gleich einen ganzen Karton kommen zu lassen, aber Charlotte und ich ziehen das dennoch in Erwägung... Andrew Marsh, der Weinspezialist dort, hat dieses Jahr zum ersten Mal seit 7 Jahren wieder einen Sekt produziert. In den letzten Jahren war es zu trocken und er hat darauf verzichtet. Was ein Glück für uns, dass wir den diesjährigen probieren durften! Cremant... einfach lecker und natürlich haben wir ein paar Flaschen eingetütet - das versteht sich ja von selbst. 


Wir haben uns Freitag Nachmittag auf den Weg gemacht - wir, das sind in dem Fall Charlotte, ihre englische Freundin Jodi, meine Ex-Nachbarin Philo, Ruki und ich. Meine holländischen Freunde Martijn und Marlies sowie Wouter, ein Belgier, und Ephrem aus Malaysia sind erst später angereist. Kaum angekommen, waren wir völlig geplättet von dem ausgesprochen schönen Haus, das wir ein ganzes Wochenende unser Eigen nennen durften: http://www.marshestate.com.au/
Philo war schön ofter im Hunter Valley, kannte sich daher bestens aus und hat uns zum Abendessen bei Shaky Tables ausgeführt: http://www.shakeytables.com.au/hcl_dining.htm
Super Essen, ausgefallenes Ambiente, guter Wein... der perfekte Start in ein unvergessliches Wochenende.

Als wir leicht angetrunken zu unserem Haus zurückkehrten, waren die Holländer mit Baggage schon angekommen und wir haben es uns gleich alle zusammen im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Ich war die Verbindung zwischen den meisten Leuten und so hatten sie ein wenig Zeit sich zu beschnuppern bevor wir alle kurz nach Mitternacht völlig erschöpft in unsere Betten gefallen sind... Wir hatten einen ereignisreichen Tag vor der Brust - dank Philo, die eine tolle Tour für uns zusammengestellt hat. Wir hätten eine Tour
buchen können, haben uns aber entschieden selbst zu fahren, damit wir so lange an einem Ort bleiben können, wie wir möchten und nicht nur zu den großen Weinkellereien aka Touristenfallen geführt werden, sondern uns auch die kleineren genauer anschauen konnten. So haben Philo und ich die Fahrer gespielt... Begonnen haben wir mit einer Weinprobe bei Marsh, dann weiter zu Tintilla, die relativ schäbigen Wein produzieren, aber dafür gute Oliven und Chutneys. Ich spucke ja selten Alkohol aus, aber dieser Wein hat mir gleich ne Gänsehaut verpasst - kein Wunder wenn Australier versuchen, italienischen Wein zu kopieren, kann das nur in die Hose gehen. Pfui Teufel! Weiter gings zum Käse, der ausgesprochen lecker war u
nd dann zu Peterson's Champagne House, bekannt für den Sparkling Shiraz... ich hätte ja nie gedacht, dass ich roten Sekt trinken würde nach meinem letzten Erlebnis mit Krim-Sekt, das mir weniger gut in Erinnerung geblieben ist, aber der Sekt dort ist einfach köstlich! Auch den gibt es nirgendwo anders zu kaufen als direkt dort in der Sektkellerei und so haben wir auch von dort die ein oder andere Flasche nach dem Mittagessen auf dem Sektgut mitgenommen. Alles in allem hatten wir einen sehr geselligen Tag mit nur einer notorischen Nörglerin, die aber weitestgehend ignoriert wurde wie es sich für Nörgler gehört. Mit nichts zufrienden,
aber im Vorfeld kein Interesse gehabt sich an der Organisation zu beteiligen... keinen besseren Vorschlag zur Hand, aber ne Fresse ziehen - kein gutes Rezept in meinen Augen und zum Glück auch nicht in den Augen der anderen 7, die alle unkompliziert, freundlich, fröhlich und zufrieden waren. Nörgler wäre lieber mit dem Fahrrad gefahren als mit dem Auto, weil wir ja 'nur essen und trinken' und überhaupt keinen Sport treiben. Nicht dass Nörgler ein Fitnessfanatiker mit nem fitten Körper wäre - nö, wir stellen uns lieber einen übergewichtigen Umpa Lumpa vor und man hat das ungefähre Bild vor Augen. Wenn man die ganze Woche frisst und Cola säuft, warum muss man sich dann plötzlich im Hunter Valley, wo es nun wirklich um Wein und gutes Essen geht, Gedanken über seine mißratene Figur machen?!? Will mir nicht in den Schädel... auch heute noch nicht... Gut, Fahrradfah
ren ist eine Option und wir haben uns sogar breitschlagen lassen - dann hat es aber angefangen zu regnen und am Ende war es gut, dass wir keine Räder geliehen haben, weil wir gute 100 km mit dem Auto zurückgelegt haben um all die Weinkellereien zu besichtigen, die wir uns vorgenommen hatten. Die 100km wäre Umpa Lumpa nämlich sicherlich nicht geradelt ohne uns die Ohren vollzuheulen. Manche Leute sind eben leider nie zufrieden - und wie man an einem so fantastischen Wochenende noch was zu meckern haben kann, ist mir ein Rätsel! Manchmal muss man 'einfach mal die Fresse halten', wie Atze so schön sagte... Nach unserem Besuch im Schokoladenladen, wo es frische Erdbeeren gedippt in warmer Schokolade aus einem Schokoladenbrunnen gab, haben wir uns langsam auf den Heimweg gemacht - Philo und ich wollten auch mal ein ganzes Glas Wein trinken. Auf dem Weg haben wir dann den einzigen Pub in Pokolbin entdeckt und einen kurzen Einkehrschwung beschlossen. Ein Bierchen für die angetrunkenen Weintester, eine Cola für Philo und mich... Wir haben ne Runde Billiard gespielt, festgestellt dass die Einheimischen keinen Bock auf Touristen hatten, und waren eigentlich dabei uns auf den Heim
weg zu machen, als Nörgler entdeckte dass ihr Lieblingsteam Rugby gegen Frankreich spielen würde. Daher musste sie unbedingt ohne Rücksicht auf Verluste in der Kneipe bleiben, hat mit niemandem mehr ein Wort gesprochen, ihr Billiardspiel mittendrin abgebrochen und nur noch auf die Leinwand gestarrt. Das war natürlich mal wieder was für mich! Ich habe meine Meinung sehr deutlich kundgetan und angeboten, mein Auto nach Hause zurückzufahren - es standen 4 weitere Sitzplätze zur Verfügung und alle anderen wollten nach Hause. Auch Philo, die ja das 2. Auto fuhr. Pech gehabt, Umpa Lumpa, würde ich sagen! Mehrheitsentscheidung... kannste dann wohl knicken, Dein blödes Rugby-Spiel.... aber nö, sie wollte trotzdem bleiben und dann eben mit nem Taxi nachkommen. Nicht ganz so einfach dort... es gibt nämlich keine Taxis in Pokolbin - die müssen aus dem nächstgrößeren Ort herüberbestellt werden. Ich hatte definitiv die Schnauze voll von so viel Egoismus und habe mein Auto mit 4 Leuten nach Hause gefahren - da ich aber doch kein Arschloch durch und durch bin, habe ich angeboten zu prüfen ob unser Fernseher Foxtel hat (Pay TV), das das Spiel nur dort übertragen wurde. Kaum zu Hause angekommen, erhalte ich nen Anruf von Jodi, die mit Philo und einem anderen Übriggebliebenen noch in der Kneipe hockten weil sie den Einzelgänger nicht allein zurücklassen wollten:"Kann ich sie jetzt hierlassen oder was? Ich will nach Hause!" Wir hatten Foxtel und man hätte sich auch gleich nach Hause begeben können, aber gut... das wusste niemand vorher. Ich frage mich aber wie kann man sich so einen Alleingang leisten ohne überhaupt von dem Spiel gewusst zu haben? Wenn man sich die ganze Woche darauf freut, dem Spiel entgegenfiebert und allen vorher sagt dass man auf keinen Fall das Spiel verpassen möchte, ist das sicher eine andere Sache - aber so... Nun ja, ich hatte auf jeden Fall den Papp auf.
Der Rest des Abends verlief auch nicht wirklich reibungslos, weil sich der Egoismus der einen Person fortsetzte, aber alle anderen hatten Spaß miteinander und konnte zum G
lück über so viel Spasselei lachen. So haben wir Pictionary gespielt und später am Abend ein Werwolf-Rollenspiel, das Wouter, unser Belgier, vorgeschlagen hat. Ich kannte es nicht, hatte aber schon davon gehört und wir hatten alle riesigen Spaß dieses Spiel zu spielen - wieder und wieder - bis wir irgendwann morgens gegen 4h schlafen gegangen sind. Trotz der Nörgelei einer Einzelperson ein wunderschönes Wochenende!!! Jederzeit wieder... allerdings ohne den Spezialgast :)
1 Kommentar:
Wusste gar nicht, dass Nina auch dabei war... :-)
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