Montag, 10. Dezember 2007

Feuer auf Kangaroo Island

Nachdem ich ein paar Tage in heller Aufregung um meine Freunde auf der Insel verbracht habe, beruhigt sich die Lage langsam aber sicher und ich komme wieder dazu, ein paar Zeilen zu schreiben.
Wie schon berichtet, sind die insgesamt 12 Brände auf der Insel ausschließlich auf Blitzeinschläge und zum Glück nicht auf Brandstiftung oder menschliches Versagen zurückzuführen. So weit, so gut. Die Inselbewohner sind es auch gewohnt, dass jährlich Buschbrände entstehen, aber dieses Jahr war es seit langer Zeit mal wieder besonders schlimm. Auch jetzt sind noch nicht alle Feuer gelöscht und einige sogar nach wie vor noch nicht unter Kontrolle und daher schauen wir alle täglich, aus welcher Richtung der Wind kommt. Am stärksten betroffen ist der westliche Inselteil, in dem auch der Flinder Chase Nationalpark liegt und genau dort, mitten in der wunderschönen Natur, hatten wir auch unsere Cabin gebucht, die ja dann am Donnerstag vom Rest der Insel abgeschnitten wurde. Wir waren im Grunde nur durch eine Verkettung dummer Zufälle nicht für Ronjas Mittagsschlaf in der Hütte, sondern weiter mit dem Auto im Norden der Insel und in der Inselmitte unterwegs – zum Glück, denn sonst wären auch wir dort noch eingeschlossen oder in einer dieser seltsamen Rettungsaktionen per Hubschrauber ausgeflogen worden. Da bin ich doch heilfroh, dass uns das erspart blieb...


Überhaupt hatten wir viel Glück, denn etwa 10 Minuten bevor der erste Blitz dort einschlug befanden wir uns noch genau dort, am Strand in Western River. Da wir Donnergrollen hörten, haben wir uns entschlossen nicht länger dort zu verweilen und den nächsten Strand anzusteuern. Hätten wir uns anders entschieden oder wären später dort angekommen oder abgefahren, hätten wir schon das erste Feuer aus nächster Nähe gesehen und darauf kann man ja dankend verzichten. Es scheint, als hätten uns die Blitzeinschläge systematisch über die Insel verfolgt, denn immer, wenn wir gerade einen Ort verlassen hatten, fing dieser an zu brennen...Und nein, wir haben keine Feuer gelegt!
Anstatt dann zum Mittagsschlaf nach Hause zu fahren, haben wir uns in Parndana, der zweitgrößten Stadt der Insel, aufgehalten, wo wir auch mit Nikki's Kusine Leah zum Abendessen verabredet waren. Erst als in dem Pub dort der Strom ausfiel und Leah wenige Minuten darauf ankam, erfuhren wir von den diversen Feuern. Als ich dann rausging konnte ich auch den Brandgeruch und Qualm wahrnehmen – vorher war nichts davon zu merken. Das war auch der Zeitpunkt, zu dem wir erfahren haben, dass wir sehr wahrscheinlich nicht zu unseren Hütten zurückfahren könnten, sondern wohl besser auf der Farm von Leah's Mutter übernachten sollten. Wie hilfsbereit die Australier doch sind! Leah erzählte uns auch, dass ein Feuer ganz in der Nähe ihrer Farm lodert und sie auch sicher nicht nach Hause fahren würde. Um uns zu vergewissern, dass diese Informationen korrekt sind, haben wir uns gemeinsam zum Country Fire Service (CFS) aufgemacht, wo ein unglaublicher Menschenauflauf war. Die halbe Insel schien sich dort versammelt zu haben um zu erfahren welche Straßen sicher sind, wer besser nicht nach Hause fährt und ob bereits Feuer unter Kontrolle sind. Da um diese Jahreszeit aber alles brennt wie Zunder, dauert es immer recht lange bis die Feuerwehr behaupten kann, sie kontrolliere ein Feuer.
Langer Rede kurzer Sinn: kein Durchkommen zur Hütte, Übernachtung bei Leah's Mutter, hilflose Beobachtung von Feuer, Rauch und Windrichtung, Abflug wie geplant am Freitag Abend, allerdings ohne Gepäck und mit dem bösen Gefühl im Bauch, die Freunde zurück zu lassen und das Gepäck den Flammen zu opfern. Aber gerade die Einstellung zu Besitz und Eigentum relativiert sich in derartigen Situationen so dermaßen, dass man einfach nur froh ist, wenn es den Inselbewohnern gut geht und sie das Feuer einigermaßen unbeschadet überstehen. Gerade vor dem Hintergrund, dass es zu dem Zeitpunkt schon einen Toten gab und der gesamte Süden der Insel bereits abgebrannt war, schient alles andere völlig unbedeutend. Auch heute noch brennen dort Feuer, aber selbst in den Radionachrichten hört man kein Sterbenswörtchen darüber und es ist erschreckend festzustellen, dass Leah's Mutter recht hatte als sie sagte, es interessiere niemanden wenn eine komplette Insel abbrennt, aber wenn auch nur ein winziges Feuer in der Nähe von Sydney ausbricht, erfährt es die ganze Welt...
Mittlerweile sieht es so aus als würden wir unsere Klamotten und damit vor allem Saskias und Ronjas Reisepässe zurück bekommen. Die Farmen scheinen einigermaßen sicher, aber das hängt natürlich nach wie vor von der Windrichtung ab. Ich bin und bleibe in ständigem Kontakt mit Leah und wünsche meinen Insulanern von Herzen alles Gute und drücke die Daumen!

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